Grüner Montag: Schwalmtal und der Klimaschutz – so war’s

Erneut waren wir bei Wassenberg in Vogelsrath zu Gast und wie bereits beim letzten Mal platzte der Saal aus allen Nähten – wir haben nachgezählt – es waren insgesamt 92 Menschen im Raum – ein ganz dickes Dankeschön an Familie Wassenberg und Team, dass wir da sein durften und für den freundlichen Service im Laufe des Abends!

Unser OV-Sprecher Paul Lentzen begrüßte alle, die gekommen waren, führte kurz ins Thema ein und übergab dann das Mikro an Andreas Hermanns, der durch den gesamten Abend führte.

Andreas nahm zunächst Bezug auf das Klimaschutzkonzept und stellte die Frage: Wo müssen wir hin? Das hauptsächliche Ziel: Treibhausgasemissionen müssen eingespart werden und zwar so viele wie möglich und so schnell wie möglich. Dies hat der Rat der Gemeinde Schwalmtal am 8. März 2023 einstimmig beschlossen. In diesem Zusammenhang soll in Schwalmtal fortan der Klimaschutz bei allem stets berücksichtigt und mitgedacht werden.

Interessant in diesem Zusammenhang war sein Hinweis auf den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes, mit dem alle ihre persönliche C02-Bilanz in Bezug auf Wohnen & Strom, Mobilität, Ernährung und sonstigen Konsum ermitteln können.

Seine Erläuterungen zum Reduktionspfad zeigten, wie schwierig es ist, die gesteckten Ziele einzuhalten und wie groß die Anstrengungen und Veränderungen für den Klimaschutz sein müssen, um überhaupt noch etwas zu bewirken. Nachdem er verschiedene konkrete Beispiele wie den Einzelhandel oder auch die Baubranche beleuchtet hatte, wurde eines sehr deutlich:

Wir müssen ganzheitlich denken. Und: Wir müssen schneller werden!

Dietmar Helmreich-Schwinge ging nun näher darauf ein, was die Aussagen des Klimaschutzkonzeptes konkret für Schwalmtal bedeuten. Aufgezeigt wurden die Energieeinsparpotenziale in den verschiedenen Bereichen – private Haushalte, Industrie und Gewerbe, Verkehr. Insgesamt vorgesehen sind 25 Klimaschutzmaßnahmen, konkret begleiten wird Schwalmtal:

Maßnahme 20: Sorgenfrei Stromern = Ausbau der E-Ladeinfrastruktur
Maßnahme 21: Mobil und wie?! Lastenrad = Förderung von Lastenrädern

Dirk Lankes berichtete über Alternative Energie bei der Schwalmtalwerke AöR und ging dabei ein auf

• Photovoltaik in Bauhof und Verwaltung
• Solarbad-Nahwärme/ Nutzung der Dachfläche
• Kläranlage – Einsparung/Klärgasnutzung/Photovoltaik
• Bioagasanlagen in Krinsend und Eicken

Direkte Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept gibt es hier keine. Ein Ausbau der Bioenergie soll nicht weiter verfolgt werden.

Als nächstes hätte Bernd Gather von der Gemeindeverwaltung referieren sollen, der aber leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste. Andreas Hermanns hat daher seinen Part übernommen und seine Folien vorgestellt. Er berichtete über Windenergie und die diesbezüglichen Pläne der Gemeinde, stellte die gesetzlichen Neuregelungen vor, ging auch auf die Ankündigungen im Koalitionsvertrag NRW ein und konnte von möglichen finanziellen Vorteilen für Kommunen durch den Einsatz von Erneuerbaren berichten.

Maßnahme 1: Energie lokal erneuerbar

  • Gründung einer Arbeitsgruppe
  • Erstellung eines Potentialkatasters
  • Abstimmung zwischen den Kommunen und dem Kreis
  •   Schaffung von Netzwerken aus AkteurInnen, die den Bau realisieren 

Geothermie

Zur Geothermie wusste man zu berichten, dass derzeit die Seismik-Kampagne „Rheinland I“ durchgeführt wird. So soll das geothermische Potenzial ermittelt werden. Die Messungen wurden im Dezember 2022 beendet, die Ergebnisse werden im dritten Quartal 2023 erwartet.

Maßnahme 12: Umstellung Wärmeversorgung – soll Anreize schaffen für den Ausstieg aus Heizöl und Erdgas

  • Vorbereitung von Förderprogrammen
  • Kreisweite Öffentlichkeitsarbeit

Solarthermie

Derzeit werden laut Energieatlas NRW rund 1 GWh Wärme aus Solarthermieanlagen erzeugt. (Stand 12/2019). Die Potenzialstudie des Landes NRW weist ein Potenzial von 1.617,5 MWh Wärme aus Solarthermieanlagen für das Gemeindegebiet aus.

Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept:

Maßnahme 5 – Klimadächer kommunal: Prüfung, ob kommunale Dächer ausgestattet werden können
Maßnahme 12 – Sonnendächer im Bestand aktivieren: Private Investitionen anstoßen und fördern

Photovoltaik

Aktuell sind knapp 680 Anlagen installiert mit einer Gesamtleistung von 10.900 kWp.
Die derzeit größte Anlage ist mit 261 kWp das Schulzentrum, die kleinste Anlage ist mit 0,3 kWp verzeichnet – was in etwa einem Balkonkraftwerk entspricht, das wir am Ende des Abends verlost haben.
Die durchschnittliche Anlagengröße beträgt 16,2 kWp und es gibt bisher insgesamt 11 Anlagen über 100 kWp und 612 Anlagen unter 30 kWp sowie 452 Anlagen unter 10 kWp.
An der Gesamtleistung in Schwalmtal haben kommunale Anlagen einen Anteil von nur 4,4 %, was bedeutet, dass die privaten Anlagen mit 95,6 % den überwiegenden Teil darstellen. Und das bedeutet:

Jede*r Einzelne kann etwas tun und jede noch so kleine Anlage ist wichtig. Denn es bleibt noch extrem viel zu tun.

Laut Potenzialanalyse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW sind in Schwalmtal 150MWp möglich. Das ist das 14-FACHE der aktuellen Leistung.

Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept:

Maßnahme 5 – Klimadächer kommunal
Prüfung, ob kommunale Dächer ausgestattet werden können
Maßnahme 12 – Sonnendächer im Bestand aktivieren
Private Investitionen anstoßen und fördern

Alle bisherigen Anlagen sind übrigens Dachflächen-Anlagen, Freiflächen-Anlagen gibt es in Schwalmtal bisher leider noch nicht.

Freiflächenanlagen

Aus dem Landesentwicklungsplan NRW:
„Die Inanspruchnahme von Flächen für die raumbedeutsame Nutzung der Solarenergie ist möglich, wenn der Standort mit der Schutz- und Nutzfunktion der jeweiligen Festlegung im Regionalplan vereinbar ist und es sich um die Wiedernutzung von gewerbl., bergbaul., verkehrl. oder wohnungsbaul. Brachflächen oder baulich geprägten militärischen Konversionsflächen, Aufschüttungen oder Standorte entlang von Bundesfernstraßen oder Schienenwegen mit überregionaler Bedeutung handelt.“

Welche Standorte kommen in Frage?

Allgemeine Freiraum- und Agrarbereiche

  • außerhalb Wald
  • außerhalb Bereichen zum Schutz der Natur (NSG, FFH, Vorrang Biotopverbund)
  • außerhalb Überschwemmungsbereiche
  • alles andere: Einzelfallprüfung (also z.B. in Wasserschutzgebiete

Karsten Meier von der NEW Re berichtete dann noch aus seinem Unternehmen und konnte auch ein eindrucksvolles Bild der bisher einzigen PV Freiflächenanlage im Kreis zeigen, die in Viersen steht und auf der umzäunten Wiese gleichzeitig Weideort für die Tiere eines Schäfers ist. Herr Meier zeigte auf, welches auch finanzielle Potenzial in der Photovoltaik liegt. Der PV_Markt wachse mit 25 % weiterhin zweistellig.
Die Entscheidung über PV-Freiflächenanlagen liegt bei den Kreisen und Kommunen, wobei die kommunale Planung und Strategie auch immer wichtiger würde. Auch er wies wie bereits zuvor schon Andreas Hermanns noch einmal auf § 2 EEG hin:

§ 2 Besondere Bedeutung der erneuerbaren Energien

Die Errichtung und der Betrieb von Anlagen sowie den dazugehörigen Nebenanlagen liegen im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Bis die Stromerzeugung im Bundesgebiet nahezu treibhausgasneutral ist, sollen die erneuerbaren Energien als vorrangiger Belang in die jeweils durchzuführenden Schutzgüterabwägungen eingebracht werden. […]

Wie es weitergeht mit den Freiflächenanlagen in Schwalmtal?

geplante Anlagengröße: 14 MWp
d.h. das 1,3-fache der aktuell installierten
Gesamtleistung (Summe aller 680 Anlagen)
und 1/10tel d. bisherigen Potential

Schade. Diese geplante Anlage, für die nun kein Bebauungsplan aufgestellt werden soll, hätte die Gesamtleistung in Schwalmtal mit einem Schlag mehr als verdoppelt.

Wir haben ernsthaft versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wann ist Schwalmtal klimaneutral? Das ist uns aber leider nur mit Hilfe von KI gelungen. Hier die Antwort von ChatGPT, die auch nicht viel anders klingt als ein Resumée von irgendeinem Weltklimagipfel:

Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. den aktuellen Emissionsniveaus in Schwalmtal, den Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Emissionen zu reduzieren, und den Fortschritten bei der Entwicklung von Technologien zur Unterstützung der Klimaneutralität. Es gibt jedoch globale Zielsetzungen zur Bekämpfung des Klimawandels, wie zum Beispiel das Pariser Klimaabkommen, das darauf abzielt, die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Viele Regierungen und Gemeinden auf der ganzen Welt haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 oder sogar früher klimaneutral zu werden. Es ist wichtig, dass Schwalmtal und andere Gemeinden Maßnahmen ergreifen, um ihre Emissionen zu reduzieren und auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen, um ihren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten.

Exakt 60 von den anwesenden 92 Personen haben einen Loszettel ausgefüllt und ihn in unsere Losbox geworfen.

Ov-Sprecherin Biggi Mestmäcker hat die transparente Box geschüttelt, gedreht und die Zettel ordentlich durcheinandergewirbelt, um dann – angefeuert von Paul Lentzen – mit geschlossenen Augen den glücklichen Gewinner zu ziehen. Das von Andreas Hermanns gestiftete Balkonkraftwerk wird demnächst Strom produzieren für Werner Nachtigall aus Waldniel. Wir freuen uns für den Gewinner und gratulieren herzlich!

Wir danken allen – insbesondere auch noch einmal den Referenten – fürs Kommen und hoffen, dass auch unser nächstes Thema beim Grünen Montag so viele Menschen interessieren wird. Wir freuen uns auf jeden Fall schon jetzt darauf.

Alle Fotos: Werner Lüders – vielen Dank!