Landwirtschaft im Klimawandel: „Wasser bissfest machen.“

„Endlich wieder grüner Montag“ – so begrüßte OV-Sprecher Paul Lentzen die Menschen, die ins Café Bolten nach Lüttelforst gekommen waren, um über die Landwirtschaft im Klimawandel zu diskutieren oder sich zu informieren. Und das waren an diesem Montagabend gar nicht so wenig –  das Café war nahezu bis auf den letzten Platz besetzt.

Andreas Hermanns führte ins Thema ein und stellte die Themenkomplexe vor, um die es an diesem Abend gehen sollte.

Wie angekündigt, gab es zunächst einen Impulsvortrag von Willi Bolten, der uns mit den nicht mehr zu ignorierenden Folgen des Klimawandels konfrontierte und – wie er selbst sagte – es uns leider nicht ersparen konnte, pessimistisch zu sein. Schon heute seien Konsequenzen deutlich spürbar und machten den Landwirten das Leben schwer.

Kartoffeln im Salat

Besonders einleuchtend war sein Beispiel mit den Kartoffeln im Salatfeld. Bei der Kartoffelernte verbleiben immer einige Kartoffeln im Boden oder auf dem Acker. Früher froren diese Restkartoffeln im Winter kaputt, so dass man im Folgejahr getrost Salat auf dem Feld anbauen konnte. Heute aber sind die Winter so mild, dass die Restkartoffeln überleben und im nächsten Frühjahr im Salatfeld wieder wachsen. Der Klimawandel sorgt hier für eine landwirtschaftliche Todsünde: die Nichteinhaltung der Fruchtfolge, wodurch man dem Ackerboden zu viele Nährstoffe entzieht. Beklemmend auch sein Foto vom eigenen Zwiebelfeld, das nach einem Starkregenereignis unter Wasser stand. Die gesamte Zwiebelernte sei nicht mehr zu retten gewesen.

Nach dem informativen, wie engagierten und kurzweiligen Vortrag von Willi Bolten moderierte Andreas Hermanns die sich anschließende lebhafte Diskussion. Breiten Raum nahm zunächst das Thema Wasser ein. Wie können wir zukünftig auf immer trockenere und heißere Perioden reagieren, und wie schützen wir uns umgekehrt vor Starkregen? Wie bringen wir Wasser möglichst effizient in die Pflanze? Ein junger Gemüsebauer nannte es „Wasser bissfest machen“.  Immerhin besteht z.B. ein Wirsing zu 90 % aus Wasser. Wäre es eine Idee, nur noch nachts zu beregnen? Wie ändert sich unser Landschaftsbild im Zuge der Klimakrise? Stichwort Agroforst  – schützen Hecken auf Feldern vor unerwünschten Wettereinflüssen? Gehört Photovoltaik auf unsere Äcker?

Lebhafte Diskussion

Das Publikum hatte viele Fragen, unterschiedliche Ansätze und Meinungen, aber die Diskussion war durchweg konstruktiv und sachlich. Spätestens bei der Diskussion über die Absatzschwierigkeiten hiesiger Produkte und den ungleichen Konkurrenzkampf zwischen Hofladen und Discounter entlud sich so mancher Frust und existenzbedrohende Enttäuschung. Einig waren sich alle darüber, dass sich nur etwas ändern kann, wenn Erzeuger*innen und Verbraucher*innen gemeinsam daran arbeiten und aufeinander zugehen.

Ganz abgesehen vom Thema dieses grünen Montags wurde den Verbraucher*innen im Publikum an diesem Abend vor allem klar, wie herausfordernd und komplex der Beruf des Landwirts ist – generell und insbesondere in der Klimakrise. Danke an alle, fürs Kommen, Dabeisein, Diskutieren und Zuhören. Ein besonderes Dankeschön an Willi Bolten vom Biohof Bolten. 

Draußen vor der Tür – unsere Protagonisten von links nach rechts: Willi Bolten, Paul Lentzen, Andreas Hermanns

Alle Fotos: Thorsten Voehrs